Urlaub ohne Geld geht nicht? Geht doch!
Fährst du schon
wieder in Urlaub? Du hasst ja ein Leben. Du musst ja massig viel Geld
verdienen, dass du dir so oft Urlaub leisten kannst. Wie machst du das
nur? Diese und andere Fragen bekomme ich oft zu hören und dabei ist die
Formel so simpel. Je minimalistischer unser Lebensstil, desto mehr
können wir uns leisten. Kurz zu mir, ich wohne recht bescheiden in einer
kleinen Wohnung, da ich für mich mal ausgerechnet habe, dass wir nur
rund 75 Stunden die Woche in der Wohnung verbringen, wovon rund 49
Stunden schlafend sind. Im Sommer können es sogar noch weniger
Anwesenheitsstunden sein. Also sprechen wir hier von maximal 25 Stunden
in der Woche, die wir uns in der Wohnung die Zeit totschlagen. Eine
große Wohnung mit viel Platz und allen Anehmlichkeiten ist in unserem
Fall nicht nur unnötig sondern auch unpraktisch, denn größere Wohnung
bedeutet auch mehr Zeit für Hausarbeit, für die ich auch meine eigene
Formel habe, nämlich nicht mehr als 30-45 Minuten am Tag damit zu
vergeuden :) Der nächste Punkt ist, dass wir frei von jeglichen
Statuskram sind, ich fahre immer alte Autos, denn sie dienen mir
lediglich als Transportmittel, aktuell versuche ich es sogar
ausschließlich mit dem Fahrrad, wir besitzen kein Fernseher,
Spielekonsole, teure Musikanlage, haben den Herd sogar für unsere Liebe
zur Rohkost verbannt, nutzen dann und wann mal den den Dampfgarer,
trinken das Wasser aus der Leitung, nehmen uns immer ne Flasche mit, die
wir auch auf Ausflügen unterwegs auffüllen,essen selten auswärts,
nutzen oft Gruppenkarten und überlegen in den allermeisten Fällen wie
sinnvoll eine bestimmte Anschaffung für uns ist, zugegeben auch wir
werden mal von den gemeinen Spontankäufen überfallen. Und an dieser
Stelle sei einmal gesagt, ich war nicht immer so und konnte auch
Unmengen von Geld für Konsum und andere Dinge verprassen. Alles in allem
geben wir jetzt aber einfach wenig Geld aus, nicht weil wir es müssen,
sondern weil wir es wollen, weil es für uns einen anderen Stellenwert
hat. Ich versuche meinen Sohn auch sehr bescheiden zu erziehen, was uns
nicht vor Diskussionen im Kaufhaus schützt, aber auch das gehört zum
Großwerden dazu. Gebrauchte Kleidung ist für euch ein Tabu? Warum
eigentlich? Ich sag nicht, dass man ausschließlich Second Hand tragen
sollte, aber gerade die Kinder tragen ihre Sachen nur ein paarmal, ehe
sie rausgewachsen sind und dann müssen neue her, also spare ich an
dieser Stelle durch Second Hand Kleidung, nicht ausschließlich, aber
oft. Und wer hat schonmal was von Foodsharing gehört? Ein Verein, der es
sich zur Aufgabe gemacht hat, Lebensmittel vor dem Wegwurf zu retten,
doch anders als es die Tafel mit dem Hintergrund der Bedürftigkeit tut,
steht hier eher der Idealismus im Vordergrund. Weltweit werden jährlich
bis zu zwei Milliarden Tonne Lebensmittel weggeworfen. Genug, um drei
Milliarden Menschen zu ernähren. Wer zB. mal in Urlaub fährt und noch
Dinge im Kühlschrank hat, die sonst weggeworfen werden würden oder wer
einfach mit Hunger einkaufen war und den ganzen Kram nicht allein
schafft oder wer einfach zuviel gekocht hat, kann das Portal nutzen und
anderen zur Abholung anbieten. Auch mir geht es dabei um Idealismus,
nicht um Notwendigkeit. Ich schmeiße seitdem kein Teil mehr weg und
nutze es auch von Zeit zu Zeit mal für uns selbst.
Durch die
zuvor erwähnten Dinge ist es uns möglich mit einem Wochenbudget von ca.
50 Euro auszukommen, dies ist natürlich kein statischer Betrag. Hinzu
kommen monatliche Kosten für Sport, Freizeit und Kultur von ca. 100
Euro, wovon der Löwenanteil Janniks Gitarrenunterricht ist. Es ist einer
alleinerziehenden Mutter mit Kind also möglich mit weniger als dem
Mindestbedarf im Monat auszukommen, in meiner Elternzeit schaffte ich es
sogar mit 100 Euro im Monat, inkl. Windeln. Ihr merkt schon, worauf ich
hinaus will, genau, selbst wer wirklich wenig oder gar kein Geld
verdient, weil er vom Staat bezuschusst wird, kann in der Lage sein,
jeden Monat Geld für Urlaub zu sparen. Wichtig an der ganzen Sache ist
aber, dass es sich niemlas wie Verzicht im negativen anfühlen darf,
sondern immer als eine Bereicherung gesehen werden muss, weil man es
selber will, sonst kommt der sogenannte Jojoeffekt, den wir auch von
Diäten kennen :) Wir bekommen Heißhunger und geben nach und hauen dann
alles Geld auf den Kopf, weil wir es ja haben.
Und nun kommen wir zu den kostengünstigen Urlauben, die mitunter auch gar kein Geld benötigen.
Ich
habe ja in meinem Reisetagebuch schon von Couchsurfing geschwärmt,
einer Plattform, die es uns ermöglicht, umsonst zu nächtigen und dabei
eine fremde Kultur und fremde Weltansichten ganz nah erleben zu können,
ich liebe diese Art des Reisens. Neben Couchsurfing gibt es auch noch
andere ähnliche Seiten wie z.B den Hospitalityclub. Wer nun sagt, es sei
nicht sein Ding mit fremden Menschen im Urlaub in einer Wohnung, der
kann auch über Homeswapping oder Homesitting eine Wohnung für sich
allein beanspruchen, immer dran denken, wer keine Wertgegenstände
zuhause hat, der hat auch weniger Sorgen, diese Wohnung zu teilen. Dann
gäbe es noch das Airbnb, wo Privatleute kostengünstig Zimmer oder ganze
Wohnungen vermieten und man etwas unabhängiger ist als beim klassischen
couchsurfing. Nicht zu vergessen das Zelten, auch mal wildzelten. Und zu
guter Letzt gibt es noch das Wwoofen oder voluntieren, wo Unterkunft
und Verpflegung gegen Arbeit angeboten wird, ist eher was für Leute, die
es nicht kratzt, im Urlaub auch ein paar Stunden zu arbeiten und ist
auch mit Kindern möglich, wenn man es vorher abklärt, denn Kinder haben
irre viel Spaß daran, den Großen bei der Arbeit zu helfen.
Wem das alles nicht gefällt, der kann teure Hotelkosten durch Pensionen und Jugendherbergen/Hostels ersetzen.
Auch
die Art der Transportfindung ist ein Sparfaktor. Ich nutze absolut
gerne die Gruppenkarte für fast alles und teile mir so die Kosten. Im
Sommer fahren wir oft von Hamburg nach Sylt, nur für einen Tagesausflug
und zahlen mit der Gruppenkarte maximal 8 Euro hin und zurrück, manchmal
auch weniger falls man auf dem Rückweg andere mitnimmt als auf dem
Hinweg. Ein anderes Beispiel sind die Quer-durchs-Land-Tickets oder
Schönes-Wochenende-Tickets der Bahn, die uns ermöglichen mit bis zu 5
Personen zu reisen. Wenn man also lange Strecken reist, rentiert sich
das oft so sehr, dass man am Ende noch mit Taschengeld den Tag beendet,
weil man die Leute an unterschiedlichen Stationen mitnimmt und von jeden
einen kleine Beitrag verlangt. Die Kontakte stellt man entweder übers
Internet her zB. Mitfahrgelegenheit oder BlaBlaCar oder man stellt sich
einfach an den Fahrkartenautomaten und spricht die Leute an, was etwas
aufwendiger ist. Man lernt auf diese Art des Reisens immer interessante
Menschen kennen, die man in einem reservierten 1.Klasse-Abteil nicht
sehen würde.
Auch mit dem Rad losfahren ist eine kostenlose
Transportmöglichkeit, auf der aber das Motto, der Weg ist das Ziel, die
Devise ist.
Die ganz Mutigen können übrigens auch trampen,
habe grad eine Mutter kennen gelernt, die das sogar mit Kind
praktiziert. Man sieht also, Urlaub ohne Geld geht und das viel öfter
als man denkt.
In der Regel haben wir nur die Transportkosten und geben dann im Urlaub oft weniger aus als zuhause.
Abschließend
eine kurze Reiseerfahrung aus meiner Elternzeit. Ich habe eine Woche
Urlaub in Konstanz am Bodensee verbracht bei einer Freundin, die ich
durchs couchsurfen kennen gelernt habe und durch die Nutzung des
Quer-durchs-Land-Ticket nach einem 13 Stunden! Bahnfahrtag so gar noch
50 Euro Taschengeld bei raus bekommen, die uns einen ungeplanten Besuch
im Seaworld verschafft haben. Das heißt unterm Strich habe ich sogar
noch weniger Geld ausgegeben als zuhause und am Ende noch was dazu
bekommen, dafür hatte ich nur einen nicht ganz so relaxten Anfahrtsweg
durch das viele Umsteigen, aber auch das kann man als eine Art Abenteuer
sehen ;)
Also überlegt selber einmal, welche Möglichkeiten für euch hier sinnvoll sind.
In diesem Sinne, gutes Reisen !